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Für mehr fehlt den SF/BG Marburg Konstanz

Was tut sich bei den Sportfreunden/Blau-Gelb Marburg? Der Fußball-Verbandsligist im Wintercheck.

Bericht von Rainer Maaß vom 6. Januar 2021

MARBURG – Sechs Punkte Rückstand zur Spitze und sechs Punkte Vorsprung zur Abstiegszone. Die Sportfreunde/Blau-Gelb Marburg verkörpern in der pandemiebedingten Zwangspause das klassische Mittelmaß der Fußball-Verbandsliga Mitte. Und das im sechsten Jahr seit dem Wiederaufstieg beinahe in jeder Saison.

Im Schatten des großen Lokalrivalen VfB Marburg standen die Blau-Gelben vom Zwetschenweg über Jahrzehnte. Weil der VfB lange Zeit schwächelte, aber auch weil die Kombinierten in Sachen Ausbildung und Spielerverpflichtungen vieles richtig machten, bewegt man sich mittlerweile sportlich praktisch auf Augenhöhe mit dem mehr oder weniger geliebten Nachbarn. Die Tatsache, dass in den beiden jüngsten Sommertransferperioden jeweils ein großes personelles Stühlerücken bei den SF/BG stattfand, wirkt sich negativ auf die Konstanz der Leistungen aus. Beeindruckende Partien und starke Darbietungen wechseln sich zu schnell mit enttäuschenden Spielen ab, was ein Stück weit am Verletzungspech binnen der ersten elf absolvierten Partien liegt.

Zugänge – Top oder Flop?
Die Zugänge schlugen zu weiten Teilen ein. Finn Busmann und Jan Löwer, die wieder zurückkamen, spielten regelmäßig. Goalgetter Löwer absolvierte sogar alle elf Partien und wirkte von Spiel zu Spiel freier, nachdem er sich anfangs selbst stark unter Druck setzte. Piergiorgio Zucca (10 Spiele) als lernwilliger Akteur auf der Sechserposition und Torjäger Fabian Schmidt (7), der fünf Tore markierte, aber insgesamt noch mehr am Spiel außerhalb des Strafraums teilnehmen muss, sind ebenfalls Volltreffer. Auf einem guten Weg sind die vielen Nachrücker aus dem eigenen Nachwuchs, die zu Einsätzen im Seniorenbereich kommen. Beispielgebend steht hier Hendrik Culmsee, ein laufstarker und ehrgeiziger Akteur, der immerhin acht Partien absolvierte und auf vielen Positionen im zentralen Bereich eingesetzt werden kann. Die Idee, eine Mischung aus Comebackern, Jugendspielern und Jungs aus unteren Klassen, die sich in der Verbandsliga durchsetzen wollen, zu verpflichten, trägt Früchte.

Was lief gut?
Trainer Manuel Rasiejewski und der Sportliche Leiter Sascha Nahrgang ist es gelungen, einen konkurrenzfähigen Kader zu basteln, der eine ungewöhnlich hohe Leistungsdichte besitzt. Viele Positionen sind doppelt besetzt. Die Trainingsbeteiligung ist gut. Der Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startelf ist ausgeprägt. Er wirkt sich leistungsfördernd aus. 22 Spieler wurden in den elf Spielen bereits eingesetzt. Rasiejewski unterscheidet zu keinem Zeitpunkt zwischen Routiniers und Jungspunden. Wer gut trainiert und im Wettkampf entsprechend abliefert, der spielt. Nach enttäuschenden Vorstellungen reagierte die Mannschaft oft gut, wie etwa nach der 0:4-Pleite beim SC Waldgirmes II, der ein 6:0-Derbysieg gegen den SV Bauerbach folgte. „Weil meine Jungs sich auch mal in der Kabine die Meinung sagen können und Misserfolg aufarbeiten. Die Stimmung im Kader ist insgesamt positiv“, berichtet Manuel Rasiejewski von einem angenehmen Binnenklima unter den Aktiven.

Verbesserungspotenzial?
Generell gilt, dass es nicht viele klassische Führungsspieler gibt, dafür aber etliche Akteure, die im Laufe einer Saison in verantwortungsvolle Aufgaben hineinwachsen müssen. Gerade innerhalb dieser Konstellation wiegen Ausfälle von Topspielern schwer. Als Mittelfeldallrounder Clemens Haberzettl verletzungsbedingt passen musste, fehlten seine Kommandos und ein Führungsspieler schlechthin. Das Passspiel ist verbesserungswürdig. Häufig gelingen starke Ballgewinne in der eigenen Hälfte und vermeintlich gute Umschaltmomente nach vorne, die allerdings zu oft durch einen schlampigen Ball ins letzte Spielfelddrittel versanden. Gerade die Akteure, die aus unteren Klassen kamen, lernen zwar hinzu, registrieren aber auch, dass in der Verbandsliga im Kopf und mit den Füßen mehr Tempo gefragt ist und dass der Druck durch den Gegner höher ist. Unter dem Strich fehlt die Konstanz, die dazu führen muss, dass selbst beim ein oder anderen verletzungsbedingten Ausfall auf dem Platz mehr richtige als falsche Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Mannschaft ist noch nicht durchgängig in der Lage, unabhängig vom Gegner unterschiedliche Systeme in der Offensive zu spielen. Insgesamt gilt: Bei den SF/BG Marburg gibt es auf dem Feld weit und breit keine Riesenbaustelle an Problemen, aber etliche kleine Komponenten, die verbessert werden können.

Pokalbilanz
Nach dem 8:2-Sieg beim SSV Hatzbach und dem 2:1-Erfolg bei der SG Rosphe ist man weiterhin im Kreispokalwettbewerb. Zu gerne würden die Kombinierten mal wieder in ein Finale einziehen und anschließend am Hessenpokal teilnehmen.

Sportliche Perspektive
Mit sechs Punkten Abstand nach oben und unten ist freilich alles möglich. Weil die Truppe gut besetzt ist und weil junge Leute dazu lernen wollen, ist es gut möglich, dass mehr drin ist als der momentane achte Rang. Weil aber hinter den Blau-Gelben kurioserweise einige Teams stehen, die personell deutlich besser besetzt sind und sich noch fangen könnten, ist auch ein Abrutschen auf die zweistelligen Ränge möglich. Entscheidend werden zwei Dinge sein: Erstens die Frage, ob das Verletzungspech nun vorbei ist und zweitens die Hoffnung, dass die Youngster sich entwickeln und sich somit aus Suchenden rasch wahre Führungsspieler werden. Ob der Verein sich mittelfristig in Richtung Hessenliga orientieren kann, hängt zweifelsfrei davon ab, ob die Klubführung gewillt ist, ihren Teil dazu beizutragen.

Was kann der Trainer?
Chefcoach Manuel Rasiejewski feiert dieser Tage sein 40. Wiegenfest. Um zu verstehen, wie er tickt, muss man seinen fußballerischen Werdegang als Spieler betrachten. Der Kaufmann und Familienvater aus Erfurtshausen war als Aktiver eine wahre Legende in Hessens höchster Amateurspielklasse. Obwohl körperlich nicht gerade groß geraten, erkämpfte sich „Rasie“ seinen Platz in der Hessenliga und deren Vorgänger Oberliga Hessen. Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg, gewann die eigentlich aussichtslosen Kopfballduelle und ackerte stets 90 Minuten. Sage und schreibe 457 (!) Partien bestritt er in der Beletage des hessischen Fußballs. Mit extrem hohen Ansprüchen an sich und sein Leistungsvermögen als Rechtsverteidiger. Wer Rasiejewski in seiner ersten Zeit als Coach beobachtete, der stellte fest, dass er sich mit seinem unbändigen Ehrgeiz mitunter selbst im Weg stand. „Heute bin ich nicht mehr so verbissen, eher hinterfrage ich mich selbst permanent. Mit meinen Jungs komme ich ganz gut klar. Vielleicht auch deshalb, weil bei mir die Sitzungen nicht so ellenlang dauern. Das habe ich als Spieler auch nicht gemocht“, schmunzelt „Rasie“ als Freund klarer Ansagen und Gegner verschwurbelter pseudotaktischer Sprüche aus den neuesten Lehrbüchern.

Wirtschaftliche Lage
Der Verein ist dem Vernehmen nach gesund, wenngleich ihm die pandemiebedingte Zwangspause mit den fehlenden Einnahmen arg zusetzt. Die intensive Jugendarbeit kostet Geld, trägt aber auch Früchte. Zugänge höherklassig erfahrener Spieler zu realisieren, die man für einen Aufstieg bräuchte, können sich die Blau-Gelben nicht leisten. Ihre Heimspiele zeitgemäßer zu präsentieren, mehr Attraktionen rund um das Spiel zu schaffen und ein Profil zu entwickeln, mit dem sich Förderer generieren lassen, ist eine wichtige Aufgabe. Mittelfristig ist der Neubau eines zeitgemäßen Vereinsheims geplant. Der Anachronismus aus einer arg in die Jahre gekommenen Vereinsanlage samt Klubheim und der Tatsache, dass sich Spieler, Fans und Offizielle unterschiedlicher Altersgruppe trotzdem stark mit dem Klub identifizieren, ist für Außenstehende nur schwer nachzuvollziehen.

Was läuft während Corona?
„Meine Jungs sind bereits aus der Zwangspause im letzten Jahr fit herausgekommen. Sie haben viel für sich getan. Genau das erwarte ich jetzt auch. Alle machen die vorgegebenen Übungen, aber auf dem Feld können wir natürlich noch nichts gemeinsam tun“, verrät Manuel Rasiejewski.

Meinung Saisonfortsetzung
„Acht Spiele fehlen uns noch, um eine komplette Halbserie zu spielen. Da keiner weiß, ob und wann die Saison fortgesetzt wird und weil bis Mitte Juni Schluss sein muss, kann die Lösung nur sein, wenigstens die Halbserie zu beenden und dann zu werten“, glaubt der SF/BG-Trainer.

Zwischenbilanz in Zahlen
Sportfreunde/Blau-Gelb Marburg – Tabellenplatz: 8. – Spiele: 11. – Punkte: 18. – Tore: 24:20. – Torjäger: Dominik Karge (8), Fabian Schmidt (5). – Eingesetzte Spieler: 22. – Serien: Nach einem Heimsieg gelang nie ein Auswärtssieg und umgekehrt. Nur einmal zwei Spiele am Stück gewonnen.

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