Im Alter von 91 Jahren ist der Ockershäuser Herbert Zaun – eine bekannte und herausragende Persönlichkeit des Sports in Marburg – verstorben. In der Jugendabteilung des VFL (VFB) Marburg begann zunächst seine bemerkenswerte Zeit als Amateurfußballer, bevor er ab 1952 beim FSV Ockershausen (später Sportfreunde Marburg) für viele Jahrzehnte durch großartige Leistungen – im heimischen Raum und darüber hinaus – bekannt wurde. Der „lange Linksaußen“ entwickelte sich zum „Schrecken“ gegnerischer Mannschaften und zu einem gefürchteten „Goalgetter“ für sein Team. Überragend dabei: sein Kopfballspiel. Überzeugend neben dem Sport: seine Persönlichkeit auf dem Platz. Nach Beendigung des aktiven Fußballsports startete Herbert Zaun zu einer bemerkenswertere Kariere im Tennissport. Dank einer einzigartigen Erfolgsserie als Senioren-Tennisspieler beim neu gegründeten „Tennisverein 1965 Marburg“ gehörte er bald zu den bekanntesten Aktiven dieses Metiers im hessischen Raum. Die lange Liste seiner hier errungenen „Trophäen“ aufzuzählen sprengte den Rahmen dieses Berichtes. Aufmerksam auf den talentierten „Linkshänder“ wurde die hessische Tenniswelt bei den Seniorenmeisterschaften des Jahres 1979 in Eschborn. Unter den aktiven „Profis“ erreichte Herbert Zaun unter 75 Startern den 3. Platz. Dieser Erfolg führte ihn in die Reihen der der Tennisabteilung bei Eintracht Frankfurt. Mit Eintracht Frankfurt errang er im Jahr 1980 die Deutsche Vereinsmeisterschaft in seiner Altersklasse. Im gleichen Jahr gelang ihm die hessische Vereinsmeisterschaft im Tennis-Doppel. Im Folgenden gelangen ihm in verschiedenen Altersklassen vier hessische Meistertitel. Er war Qualifikant für die Austragung der europäischen Seniorentennismeisterschaften in Seefeld.
Seine Aktivitäten für den Tennissport beschränkten sich nicht nur auf dessen Ausübung. In der Zeit von 1970 bis 1994 amtierte der Ockershäuser Herbert Zaun als Vorsitzender des TV 1965 Marburg. In dieser Zeit erfolgten der Ausbau und die Erweiterung der Tennisanlagen an der Willy-Mock-Straße in Marburg. Besonders jedoch gelang es dem Verein unter seiner Amtsführung: den Tennissport vom „elitären Dünkel“ zu befreien und ihn zu einem Angebot des Breitensportes zu gestalten. In Anerkennung seiner besonderen Verdienste um den Tennissport benannte der Marburger Tennisverein 1965 im Jahr 2020 den Hauptplatz der Anlage liebevoll zum „Herbi-Court“. Eine Auszeichnung die dem Geehrten viel Freude bereitete.
Wie im Sport, so engagierte sich Herbert Zaun in und für unsere Gesellschaft. Das Berufsleben gelang ihm im Sinne des Wortes „meisterlich“. Als Feinmechanikermeister wirkte er in den technischen Werkstätten der Philipps Universität an der Entwicklung wissenschaftlicher Messtechniken aktiv mit. Seine fachliche Befähigung führte zu seiner Berufung in den Meisterprüfungssauschuss für das Feinmechanikerhandwerk durch die Handwerkskammer Kassel. Diesem Gremium gehörte Herbert Zaun von 1976 bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben im Jahre 1998 an.
Auch außerhalb des Sports stellte sich Herbert Zaun der gesellschaftlichen Verantwortung. In den Jahren von 1997 bis 2006 gehörte er als Stadtverordneter dem Marburger Stadtparlament an. Im Wirkungsfeld des Umweltausschusses setzte er sich – jenseits von partei-ideologischer Sichtweise – für reale, verkehrspolitische Entscheidungen ein.
Für sein Lebenswerk im Dienste des Sportes und der Gesellschaft wurde ihm im Jahr 2007 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Mit dem Tode von Herbert Zaun verliert – nicht nur die Sportwelt in Marburg – eine außerordentliche Persönlichkeit.
(Ein Nachruf von Reinhold Drusel)